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Strategien für die VUCA-Welt

Schon mal von der VUCA-Welt gehört?

„VUCA“ ist ein Akronym, dessen Buchstaben für vier Merkmale der modernen (Arbeits-) Welt stehen, die sich in einem immer schnelleren Wandel befindet, immer komplexer wird und sich nicht mehr so leicht und eindeutig vorhersagen lässt.

Bereits 1985 wurden diese Merkmale in dem Buch „Leaders. The Strategies For Taking Charge“ beschrieben. Die Herausforderungen für Führungskräfte aufgrund von unterschiedlichen externen Faktoren und was dies für die Unternehmensführung bedeutet wurden hier eindrucksvoll erläutert.

Der Begriff VUCA wurde dann in den 1990er Jahren am United States Army War College (USAWC) übernommen um die mulitlaterale Welt nach dem Ende des Kalten Kriegs zu beschreiben. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR und dem Wegfall des „Ostblocks“ war „der eine Feind“ nicht mehr vorhanden. Die politische Situation war nun viel komplexer. Es wurden neue Strategien und Lösungen gebraucht. Später breitete der Begriff sich auch in andere Bereiche strategischer Führung und auf andere Arten von Organisationen aus, vom Bildungsbereich bis in die Wirtschaft.

V Volatility (Volatilität, Unstetigkeit, Flüchtigkeit)

Wir erleben jeden Tag wie sich unsere moderne globale und digitalisierte Welt rasant verändert und Schwankungen unterworfen ist. Die Welt ist viel schnelllebiger geworden. Ereignisse treffen uns unerwartet (z. B. die Corona-Pandemie), Anforderungen und Rahmenbedingung ändern sich kurzfristig (z. B. Digitalisierung).

U Uncertainty (Unsicherheit)

Ereignissen lassen sich nicht mehr einfach vorhersagen. Erfahrungswerte von früher sind nicht mehr belastbar, da neue unbekannte Einflussfaktoren ins Spiel kommen. Werte, Verhaltensweisen und Trends ändern sich ständig (z.B. TikTok-Inhalte, gestern hip, heute bereits veraltet oder vergessen). Zur Information können wir auf die unterschiedlichsten Quellen zurückgreifen, können uns aber nicht auf die Vollständigkeit oder Korrektheit dieser Informationen verlassen. Unterschiedliche Quellen kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.

C Complexity (Komplexität)

Ursache und Wirkung sind immer schwerer erkennbar und lassen sich nicht mehr klar zusammenbringen, denn alles scheint mit allem vernetzt und sich auf alles auszuwirken. Die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen einigen bekannten und teilweise unbekannten Parametern machen viele Themen und Fragestellungen unserer Zeit ungeheuer komplex und unüberschaubar. Eine Flut von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und immer differenziertere gesetzliche Regelungen erhöhen den Grad der Komplexität zusätzlich.

A Ambiguity (Ambiguität, Mehrdeutigkeit, Widersprüchlichkeit)

Da keine einfachen Ursache-Wirkung-Zusammenhänge mehr erkennbar sind lässt fast jedes Ereignis mehrere mögliche Interpretationen zu. Unterschiedliche Standpunkte führen zu unterschiedlichen Beschreibungen und Erklärungen. „Subjektive Wahrnehmung“ kennen wir bereits aus der Kommunikation, wie schnell hat man etwas falsch verstanden oder in einen Satz etwas hineininterpretiert (siehe auch 4-Ohren-Modell von Friedemann Schulz von Thun).

Dass die Welt sich unerwartet ändert und man mit seinen Prognosen falsch liegt, ist nichts Neues. Allerdings ist das Tempo des Wandels deutlich schneller geworden.

  • Um 1850 prognostizierten Stadtplaner, dass die Straßen New Yorks wegen der Zunahme an Kutschen bis zum Jahre 1910 von meterhohem Pferdemist bedeckt sein werden. Das Automobil hatten sie bei ihren Prognosen nicht auf dem Schirm.

  • Ken Olson, Gründer und Chef des Großcomputer-Herstellers Digital Equipment Corporation (DEC) meinte im Jahr 1977 „Es gibt keinen Grund, warum irgendjemand einen Computer bei sich zu Hause haben wollen würde.“ Im Jahr 2022 waren 92% der Haushalte mit einem PC, Laptop oder Tablet ausgestattet. Das Internet, ursprünglich ebenfalls ein rein militärisches Netzwerk, wird weltweit von 66,6% genutzt (1997 waren es 4,1%), in Deutschland sogar von 93 % der Bevölkerung.

  • Sir William Preece, Chefingenieur der Britischen Post meinte im Jahre 1876 noch „Die Amerikaner haben Bedarf für das Telefon, wir haben es nicht. Wir haben reichlich Laufburschen.“ Eine Aussage, die man sich angesichts der rasanten Verbreitung des Telefons mit Entwicklungen bis hin zum Smartphone kaum noch vorstellen kann. Und auch Firmen wie Nokia, die Spitzenreiter bei der Herstellung von Mobiltelefonen waren haben den Anschluss an den Smartphone-Markt verpasst.

  • Der neuste Trend heute ist Künstliche Intelligenz, die mit ChatGPT einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Die Folgen sind momentan noch nicht absehbar, aber Ängste werden bereits geschürt.

VUCA-Lösungsstrategien

Die Buchstaben VUCA bieten uns aber auch Lösungsstrategien für diese komplexe Welt.

V Vision

Wir brauchen für die Zukunftsgestaltung eine Vision, ein Ziel. Wie sieht die wünschenswerte Zukunft aus? Dieses Bild können wir als Leitbild nutzen und haben so einen Kompass für die Orientierung. Moderne Autoren wie Simon Sinek („Start with the Why“) und Daniel Pink („Drive: Was Sie wirklich motiviert“) zeigen uns auf, dass das Erkennen von Sinn und Zweck wichtiger sind als die Einhaltung eines Plans.

U Understanding (Verstehen)

Um für alle klare eindeutige Informationen zu erhalten ist es wichtig Wissen und Informationen teilen, Zusammenhänge zu verstehen und den jeweiligen Kontext zu berücksichtigen. Ein erster Schritt ist hier Zusehen, Aktives Zuhören und die Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen. So kann Angst und Widerstand vor dem Unbekannten minimiert und stattdessen in produktive zielorientierte Energie umgewandelt werden.

Und wenn man dabei nicht starr auf seinen Einstellungen und Vorstellung beharrt bietet der Blick über den Tellerrand vielleicht ganz neue Optionen.

C Clarity (Klarheit)

Um Komplexität zu minimieren gilt es Transparenz herzustellen. Handlungen und Entscheidungen sind transparent und nachvollziehbar sein, um Verständnis, Vertrauen und Sicherheit zu schaffen. Prozesse sollten einfach gestaltet werden und auch in der Kommunikation ist es zielführend, sich klar und eindeutig auszudrücken.

Der Fokus ist auf das gerichtet, was wichtig ist, so dass Kraft und Energie effizient eingesetzt werden können.

A Agility (Agilität)

Anpassungsfähigkeit, Beweglichkeit und Lebendigkeit sind die Hauptschlüssel in unserer sich ständig wandelnden Zeit. Nur wer offen bleibt für neue Gedanken und sich seine Innovations- und Experimentierfreude bewahrt, kann sich schnell auf Neues einstellen. Dazu gehört aber auch die Entwicklung einer positiven Fehlerkultur (sowohl im Job als auch schon in der Schule), um sich nicht vor Fehlern zu fürchten, sondern neue Optionen ausprobieren zu können. Viele Erfindungen wären nicht gemacht worden, wenn nicht Fehler passiert wären, die sich dann als Glücksgriff herausstellten (z. B. Penicillin, Post-Its)

Immer wichtiger wird auch die Zusammenarbeit in Teams. Was sich in der Softwareentwicklung mit agilen Teams bereits durchgesetzt hat darf auch in anderen Bereichen das starre Hierarchiedenken ablösen. Kollaboration und Co-Creation sind die Schlagworte der Zukunft.

Fazit

Ganz neu ist diese Wandelbarkeit der Arbeitswelt also nicht. Aber die Geschwindigkeit, mit der sich neue Rahmenbedingungen ergeben, neue Ziele fokussiert werden müssen und die Komplexität gemeistert werden muss, nimmt rasant zu. Die Anforderungen an Führungskräfte wachsen, um ihre Unternehmen und Mitarbeitenden dabei agil und mit Klarheit erfolgreich durch die stürmischen Zeiten zu navigieren. Unterstützen Sie Ihre Führungskräfte darin, den Wandel zu meistern.

Lesen Sie gerne auch weiter in meinem Blogbeitrag „Führungskompetenzen für die VUCA-Welt“

Übrigens:

Sie interessieren sich für Seminare und Coachings rund um das Thema Führen in der VUCA Welt? Sprechen Sie mich gerne an.

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